Sounds from home: La Suisse internationale

Zwanzigmal Sounds von Menschen unterschiedlichster Herkunft, die in der Schweiz wohnen. Zwanzigmal Sounds, die unterschiedlicher nicht sein könnten, vom HipHop über Reggaeton bis zu Sphärenklängen. Zwanzigmal Sounds from Home, Klänge aus der internationalen Schweiz.

    Secondos y Terceros

    Ein Fünftel der Bevölkerung der Schweiz hat keinen Schweizer Pass. Dieser Fünftel – die Primeros, Secondos und Terceros – tragen jedoch Hochwertiges zur Schweizer Musikszene bei. Deshalb bietet Faze Records Musikerinnen und Musikern wie DJ Goo, Secondo, Namusoke, Kamilya Jubran, Tempo Al Tempo, Melinda Nadj Abonji eine Plattform, Ausschnitte aus ihrem Schaffen vorzustellen: eine bunte Mischung aus Latin und Rap, Ragga und Rock, Cumbia und Elektro. 20 Stücke, die unterstreichen, wie international die Schweizer Musikszene ist - und wie gut sie klingt.


    Die neuen Sounds und Lieder der Schweiz mischen Ragga, Reggaeton, Cumbia, Rap, Elektro und die Melodien traditioneller Instrumente. Sie besingen Liebe und Politik auf Türkisch, Serbokroatisch, Arabisch, Suaheli, Spanisch, Ungarisch, Italienisch, Französisch, Englisch, Bündner- und Bärndütsch. Sie wurden mal im chaotischen Heimstudio, mal beim renommierten Produzenten in London aufgenommen und veredelt, und sie werden über alle erdenklichen Kanäle angeboten: via Major- oder Eigenlabel in der Schweiz, via Kassetten- und CD-Label in Mombasa oder Santo Domingo, via eigene Seite im World Wide Web, und natürlich nach Konzerten und DJ-Sets. Gespeichert auf Compact Disc, Tape und als Daten-Files. Oder als Soundtrack des neuesten Videogames. Mitfinanziert hier von der Familie, dort vom globalen Getränke- oder Tabakhersteller, bald von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia oder der Fachstelle Kultur und Entwicklung. Zwischen Mainstream und Subkultur, Kommerz und Underground werden die Grenzen in diesen neuen Liedern immer wieder aufgeweicht – musikalisch, inhaltlich, marketing- und finanzierungstechnisch.

    La Suisse Internationale – meint: unsere Primeros, Secondas und Terceros – bewegt sich frisch, frech und selbstbewusst auf dem lokalen, regionalen, nationalen und internationalen Parkett. Sie gibt den Soundlandschaften in Bümpliz, Uznach, Olten, Chur, St. Gallen, Lausanne, Bern, Basel, Genf und Zürich den internationalen Touch, den die ansässigen Rock-, Pop- und DJ-Szenen oft so verkrampft suchen. Die internationalen Migrationsströme und kulturellen Globalisierungsprozesse haben einen neuen Musikertypen hervorgebracht, der sich jetzt auch in der Schweiz manifestiert: Dieser Musiker und diese Musikerin schielen längst nicht mehr nur nach England, Frankreich und Deutschland. Sie haben bemerkt, dass neue Musikstile, avantgardistische Kombinationen und kulturelle Trends heute auch in den Metropolen der vermeintlichen Peripherie der Welt entstehen: von Mumbai, Jerusalem bis Sao Paulo, von Istanbul, Belgrad bis Johannesburg. Nilsa Samuel, Patrick Gusset, Nguxi de Carvalho, Goran Vulovic, Ka Mamadou Sylla, Mario Batkovic und Kadir Özkan - wie einige Musikerinnen und Musiker dieser CD bürgerlich heissen - sind mittendrin, und damit am Puls der Zeit: Sie kennen die Orte, wo sich lokale Kulturen und globale Trends heute besonders stark aneinander reiben und die Welt von morgen ausgehandelt wird. Sie haben Familie dort, sind teilweise vernetzt mit den lokalen Musikszenen und treten gelegentlich auch dort auf. Ihr Horizont geht über die Gemeindegrenze hinaus. Die Welt ist ein Dorf, das wissen sie aus Erfahrung.

    Um ihre Sounds an ein Publikum zu bringen, knüpfen Isaias Vega, Chakal, Saul De Angelis, Gustavo Nanez, Lamin Jobarteh, MC Eri und DJ Janiv geschickt Netzwerke mit Grafikerinnen, Webdesignern, Produzentinnen, Journalisten und Konzertagenten und drücken so relativ unabhängig ihre Sicht auf die Welt aus. LUL DxE kritisiert seine albanischen Landsleute, die auf den Schweizer Strassen Unfälle verursachen, und Ugur Gültekin ärgert sich über die Schweizerinnen und Schweizer, die ferne Destinationen pauschal entweder in Krisen- oder Ferienländer unterteilen: „Itz isch Schluss mit Stereotype!“ Melinda Nadj Abonji und Kamilya Jubran suchen derweil ihren persönlichen Blick auf die ungarische und arabische Musikkultur; sie wollen als Künstlerinnen, nicht als Exotinnen wahrgenommen werden. „Heimat ist eine Sache der Vorstellungskraft“, sagt Mhina Namusoke, „Heimat ist Definitionssache.“ Und so klingen die „Sounds from Home“ denn auch: Mal lehnen sie sich stark an internationale Musiktrends aus fernen Heimatländern an, mal beziehen sie sich inhaltlich auf das Leben oder die aktuellen Fragen zu Integration und Rassismus in der Schweiz, mal sind sie Versuche, aus traditionellen und modernen lokalen und globalen Konzepten, Rhythmen und Sounds neue Musik zu kreieren.

    Thomas Burkhalter, norient.com

      La Critique

      Neben dem dominierenden Mundartrock gibt es hierzulande längst auch eine verstreute Musikszene, die die moderne Schweiz der vielen Kulturen und Mischkulturen widerspiegelt. Der Berner Musikethnologe Thomas Burkhalter präsentiert auf «Sounds From Home – La Suisse internationale» 20 Stücke von in der Schweiz wohnhaften Immigranten oder deren Nachkommen. Sie haben die Kultur ihrer ursprünglichen Heimat mit derjenigen der Schweiz und modernen Stilen der globalen Popkultur kombiniert. Entsprechend abwechslungsreich und oft spannend klingt das Ergebnis: Elemente von Stilen wie Afro, Electro, Hip-Hop, Reggaeton, Rock und verschiedenster Folklore wirbeln munter durcheinander. Das Album wirkt denn auch zuweilen etwas beliebig, zumal die musikalische Qualität unterschiedlich geraten ist. Besonders reizvoll sind die Stücke, in denen locker zwischen den verschiedensten Sprachen und Mundart gewechselt wird. (Markus Ganz für swissdisc.ch)

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